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VWs Elektro-Kombi lässt Tesla alt aussehen

VW ID.7 Tourer: Der Elektro-Kombi ist gefragt.
VW ID.7 Tourer: Der Elektro-Kombi ist gefragt.Bild: vw

VW hat endlich einen elektrischen Kombi und nun rate mal, wie gut er sich verkauft

Kein SUV. Kein Tesla. Ein klassischer Kombi stürmte Anfang Jahr in Deutschland an die Spitze der E-Auto-Verkaufsrangliste. Doch wie sieht es ein halbes Jahr später aus?
12.07.2025, 19:0612.07.2025, 22:16
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Elektroautos nehmen wieder Fahrt auf und davon profitiert vor allem Volkswagen. Gegenüber dem schwachen Vorjahr lieferten die Deutschen in Europa von Januar bis Juni satte 89 Prozent mehr E-Autos aus. In absoluten Zahlen kam der VW-Konzern im ersten Halbjahr in Europa auf 348'000 E-Autos, denen noch rund 110'000 Teslas gegenüberstehen (-33 Prozent).

Die VW-Marken kommen so bei Elektroautos europaweit auf einen Marktanteil von 28 Prozent und liegen weit vor der Konkurrenz. Teslas Marktanteil schrumpfte 2025 auf rund 8 Prozent.

Weltweit lieferten die VW-Marken 47 Prozent mehr Stromer aus (465'500), während Tesla einen Rückgang um 13 Prozent meldete (720'803).

Tesla stürzt in Deutschland ab

Dominant tritt Europas grösster Autohersteller in seinem Heimmarkt auf. Auf Modellebene gehen im ersten Halbjahr die Ränge eins bis sechs geschlossen an VW-Marken mit dem Elektro-Kombi VW ID.7 an der Spitze. Teslas Model Y, lange die Nummer eins, muss sich mit Platz neun begnügen. Das Model 3 kann sich nicht mehr in den ersten 25 Rängen platzieren.

Der Elektro-Kombi VW ID.7 bleibt das beliebteste E-Auto in Deutschland

Der VW ID.7 kam 2023 als Limousine auf den Markt, seit 2024 gibt es das E-Auto auch als Kombi, was die Verkäufe beflügelte.

Acht Modelle in den deutschen Top 10 stammen aus dem VW-Konzern. Nur ein BMW und das Model Y halten noch halbwegs mit. Volkswagen hat mit den Tochtermarken Skoda, Seat/Cupra, Audi und Porsche den deutschen Elektroautomarkt fest im Griff.

Dass ein Familienkombi in Zeiten des SUV-Booms von der Spitze grüsst, mag erstaunen. Aber VWs Elektro-Kombi wird in Deutschland (und weiteren europäischen Ländern) seit Mitte 2024 immer beliebter. Im laufenden Jahr konnte sich das aktuell wohl beste E-Auto von VW von Januar bis Mai fünfmal in Folge den Spitzenplatz sichern.

Den ID.7 gibt es auch als Limousine, aber die Kombi-Variante ist deutlich beliebter.
Den ID.7 gibt es auch als Limousine, aber die Kombi-Variante ist deutlich beliebter. bild: vw

Warum der E-Kombi beliebter wird

Volkswagen profitiert von der eingeschränkten Auswahl an verfügbaren Elektro-Kombis auf dem Markt. Mit einem Listenpreis ab 54'000 Euro ist der VW ID.7 aber eigentlich zu teuer für ein Familienauto. Daher wird der Stromer mit grossen Rabatten und günstigen Leasingangeboten beworben.

Viele der ID.7-Neuzulassungen sind denn auch geleaste Firmenwagen, die in ein paar Jahren als bezahlbare Occasionen auf den Markt kommen werden. Die Kombination aus üppiger Reichweite und hohem Komfort macht den ID.7 attraktiv für Langstreckenfahrten, was insbesondere für Geschäftskunden relevant ist. Das aktuelle Top-Modell der ID-Autos ist daher trotz des relativ hohen Preises eines der meistverkauften Elektroautos in Europa.

VW legt zu, Tesla bricht ein

In Deutschland sind die Tesla-Verkäufe seit 2023 stark rückläufig und bislang bringt auch das erneuerte Model Y keine Trendwende. Im Juni konnte Tesla 60 Prozent weniger Autos absetzen als im Juni vor einem Jahr.

Mit einem Marktanteil von gut 46 Prozent im ersten Halbjahr liegen die Wolfsburger inzwischen meilenweit vor der Konkurrenz. Fast jedes zweite E-Auto in Deutschland kommt aus dem VW-Konzern, vor einem Jahr war es knapp jedes Dritte.

Fast jedes zweite neue E-Auto in Deutschland kommt aus dem VW-Konzern.

Auf Platz zwei folgt der BMW-Konzern, der zusammen mit seinen Töchtern Mini und Rolls-Royce auf gut 11 Prozent kommt.

Tesla – vor einem Jahr noch die Nummer zwei im E-Auto-Segment mit knapp 12 Prozent – ist auf 3,6 Prozent Marktanteil und Rang sechs abgestürzt. Von Januar bis Juni verkaufte Tesla in Deutschland 58 Prozent weniger Autos als in der ersten Jahreshälfte 2024.

Wie stark der Volkswagen-Konzern auf seinem Heimatmarkt ist, zeigt auch ein Vergleich auf der Markenebene. Dort gehen im E-Auto-Segment die Plätze eins (VW), drei (Skoda), vier (Audi) und fünf (Seat/Cupra) an Marken aus dem Volkswagen-Konzern. Nur BMW gelingt es, sich auf Platz zwei in die VW-Phalanx zu schieben.

Dass der VW-Konzern in Deutschland den Ton angibt, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Doch erstmals ist der Marktanteil im E-Auto-Segment mit 46 Prozent höher als im Gesamtmarkt. Dort kommen die VW-Marken zusammen normalerweise auf einen Anteil von rund 40 Prozent.

VW fährt Tesla in Europa davon

Auch in Europa hat allein die Marke VW – also ohne die Tochterfirmen Skoda, Audi, Seat etc. – Tesla im ersten Quartal 2025 überholt.

Auf Unternehmensebene ist das Rennen zwischen dem VW-Konzern und Tesla in Europa eine noch viel deutlichere Angelegenheit: Alle VW-Marken zusammen liefern inzwischen mehr als dreimal mehr vollelektrische E-Autos als der Musk-Konzern aus.

Warum VW mehr Stromer verkauft

Ein wichtiger Grund für den E-Auto-Aufschwung bei VW ist die aggressive Preisgestaltung. VW drückt seine Stromer mit Rabatten und günstigen Leasingangeboten in den Markt, um die strengeren CO2-Vorschriften der EU, die seit Anfang 2025 in Kraft sind, erfüllen zu können.

Ein zweiter Grund ist die breite Produktpalette, die laufend mit neuen Modellen wie zuletzt dem Skoda Elroq erweitert wird. Die Deutschen haben inzwischen über 15 vollelektrische E-Autos im Angebot, nur im Kleinwagenbereich klafft weiterhin eine Lücke. Diese wird erst nächstes Jahr mit dem ID.2 geschlossen.

Drittens wurden ältere E-Modelle überarbeitet und die ursprünglichen Software- oder Bedienungsprobleme mehrheitlich ausgebügelt.

Viertens profitiert der Konzern von Rahmenbedingungen wie dem Ausbau der Ladeinfrastruktur, der wachsenden Akzeptanz von Elektrofahrzeugen, den Strafzöllen der EU auf China-Stromer sowie Teslas nicht kleiner werdenden Imageproblemen.

Skoda Elroq
Neue Stromer wie Skodas Elroq kommen ohne die Kinderkrankheiten der ersten E-Auto-Generation.Bild: Skoda

Weltweit hat ein anderer Hersteller die Nase vorn

Weltweit konnte Tesla von Januar bis Juni trotz sinkender Verkaufszahlen noch immer 55 Prozent mehr E-Autos als der VW-Konzern ausliefern. 465'500 VW-Stromern stehen 720'803 Teslas gegenüber. Doch diese Zahlen verblassen gegenüber mehr als einer Million vollelektrischer E-Autos, die Marktführer BYD aus China in diesem Jahr bereits auslieferte. Die Chinesen schlagen Tesla und VW haushoch.

BYD aus China verkauft inzwischen weltweit mehr vollelektrische E-Autos (BEV) als Tesla.
BYD aus China verkauft inzwischen weltweit mehr vollelektrische E-Autos (BEV) als Tesla.bild: @EconomyApp

BYD stellte von April bis Juni einen neuen E-Auto-Auslieferungsrekord auf, musste aber anscheinend zuletzt die Produktion wieder verlangsamen. Der chinesische E-Auto-Champion habe ähnlich wie Tesla mit steigenden Lagerbeständen zu kämpfen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters Ende Juni.

Bei Tesla fielen die weltweiten Auslieferungen auch im zweiten Quartal 2025 um 13,5 Prozent. Bereits im ersten Quartal betrug das Minus 13 Prozent. Das ist der stärkste Rückgang in der Unternehmensgeschichte.

Damit hat die seit März verfügbare neue Variante des bisherigen Bestsellers Model Y den Absatz zunächst nicht ankurbeln können. Auch in China und den USA, den grössten Märkten für Tesla, brachte das neue Model Y bislang keine Erholung. In beiden Ländern liegt Tesla gegenüber den Vorjahreszahlen deutlich im Minus.

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127 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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LarsBoom
12.07.2025 19:33registriert November 2016
Wow was für eine Überraschung. Die Leute möchten einen E-Kombi. Das hätte ich also wirklich nicht für möglich gehalten.
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Ein Honigdachs (1)
12.07.2025 20:08registriert Juli 2020
Also manchmal frag ich mich was diese BWL Pumpen den ganzen tag machen.
da brauchen sie JAHRE um um einen e kombi rauszubringen und sind dann auch noch überrascht?
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Mulumbi
12.07.2025 19:37registriert April 2024
Sehr gut! Europäer kaufen europäisch!
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